Exkursion ins EL-DE-Haus

Im Mai 2019 haben wir, die 9. Jahrgangsstufe des HHGs, im Rahmen des Geschichtsunterrichts eine Exkursion in das EL-DE-Haus unternommen. Dort wurden wir über die Auswirkungen des Nationalsozialismus in Köln und die damit verbunden Verbrechen aufgeklärt.

Das EL-DE-Haus, bzw. NS-Dokumentationszentrum, befindet sich am Appellhofplatz in Köln und verdankt seinen Namen dem Bauherrn Leopold Dahmen, einem katholischer Goldwaren- und Uhrengroßhändler, der das Haus in den Jahren 1934/35 bauen ließ. Er richtete im Untergeschoss ein Geschäft und im Obergeschoss ein Wohngebäude für sich und seine Familie ein. Einziehen konnte er leider nie, da die Gestapo das Gebäude 1935, aufgrund seiner zentralen Lage (nahe des Gerichtsgebäude und des Polizeihauptsitzes) und Größe, beschlagnahmte und für ihre Zwecke umbauen ließ. Die vorgesehenen Wohnräume wurden in Büros und der Keller in ein mehrzelliges Gefängnis inklusive Folterkammer umgebaut. Mehr als zehn Jahre war das EL-DE-Haus der Sitz der Kölner Gestapo und der Ort, an dem unzählige Menschen den Weg in den Tod fanden.

Nun zu unserer Exkursion: Nachdem wir den Appellhofplatz mit der Bahn erreichten, wurden wir am Eingang des Gebäudes von einer Mitarbeiterin empfangen. Sie führte uns in einen Vorraum, in dem wir in zwei Gruppen aufgeteilt wurden. Die erste Gruppe besuchte den Ausstellungsraum, die zweite einen Workshop. Der Workshop erinnerte an einen „Escape Room“, mit dem Unterschied, dass man keine Rätsel lösen musste, um den Ausgang zu finden, sondern um mehr über die Lebensgeschichte von Betroffenen, z.B. einer ehemaligen Zwangsarbeiterin, herauszufinden.

Im Anschluss an den Workshop haben wir unsere Erlebnisse auf einem Plakat in Form eines ,,Lebensflusses” festgehalten und der anderen Gruppe vorgestellt. Danach begann die Führung, in der uns die zahlreichen Räume gezeigt wurden. Einige von ihnen enthalten Informationsplakate, Fotos und Geschichten von dem Leben der Gefangenen, andere stellen Originalstücke aus der NS-Zeit aus, z.B. Radios, aus denen Aufnahmen von Hitlers Reden abgespielt werden können, oder Tische mit der Gravur ,,SS”.

Der Höhepunkt der Führung war der Gang in den Keller mit den ehemaligen Zellen der Gefangenen. Da die Wände sogar noch die Inschriften der Gefangenen tragen, wirkten sie, in Kombination mit den Erklärungen der Führerin, auf uns alle beängstigend. Einer der damals gefangenen Kommunisten schrieb: „Wenn keiner an dich denkt, deine Mutter denkt an dich.“ Der damals 15-Jährige schrieb diesen Satz für seine geliebte Mutter, die ihn jeden Tag besuchte, um ihm Essen zu bringen und mit ihm zu reden. Er wurde inhaftiert, weil er Flugblätter zur Wahl seiner Partei verteilt hatte. Viele Gefangene notierten auch ihre Lebensdaten und Namen, um nicht von der Nachwelt vergessen zu werden. Nach der Besichtigung des Kellers besprachen wir unsere Eindrücke.

Ich glaube, ich spreche im Namen von allen Neuntklässlern, wenn ich sage, dass diese Exkursion wirklich interessant und erkenntnisreich war. Vor allem als Erweiterung des Geschichtsunterrichts finde ich es hilfreich, wenn man sich solche Orte anschaut, weil das zu einem viel tieferen Verständnis des Zweiten Weltkrieges führt. Jeder von uns weiß, dass damals schrecklich viele unschuldige Menschen umgebracht wurden, aber wie genau sah das aus? Wer waren diese Menschen? Wie lebten sie? Mir persönlich ist dadurch auch erschreckend deutlich geworden, dass viele Länder auch heute noch an Strafen und rechtlichen Maßnahmen festhalten, die denen der NS-Zeit gleichen. Wenn man an die Todesstrafe in Amerika denkt, werden neben Giftspritzen auch Gaskammern verwendet, um (teilweise unschuldige) Menschen umzubringen. Das zeigt uns allen, dass unser Kampf für Menschenrechte auch nach der NS-Zeit und dem Holocaust weitergehen kann und muss. Denn Verbrechen wie sie damals begangen wurden dürfen nie wieder passieren.

Vielleicht hat dieser Bericht den ein oder anderen zu einem Besuch des EL-DE-Hauses oder zu einer näheren Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus motiviert. Empfehlenswert ist es allemal!

Christina Roth, 9b